Chillen für Erwachsene

„Chill mal“ ist ein angesagtes Motto bei Jugendlichen. Und allein oder gemeinsam „abchillen“ ist ein wichtiger Ausgleich zu unserer anspruchsvollen Leistungsgesellschaft.

Als Erwachsener meint man, die Kinder müssen doch Schimmel ansetzen, wenn sie stundenlang im Bett oder auf dem Sofa abhängen. Sie lassen sich vom Fernseher oder Musik berieseln und haben dabei immer das Handy in der Hand oder vor Augen.

Das ist für sie aber ein notwendiges Faulenzen, um befreit von Alltagspflichten und Schulsorgen die geistige Festplatte zu formatieren.

Als Zeit der Planlosigkeit, frei von Verantwortung, gebietet sie der Überfrachtung mit Selbstzwängen Einhalt.

Auch beim Chillen kommt es auf das rechte Maß an. Wenn man nur noch von einem kurzen Dopamin-Kick zum nächsten denkt und diese kurzen hormonellen Belohnungen für Herzen auf Instagram und Prank-Videos auf YouTube als Lebensziel sieht, ist das schon Faulheit. Angemessenes Chillen erholt aber von der berufsähnlichen Schule mit steigendem Leistungsdruck, Bewertung und Kategorisierung.

Aber wie chillt man als Erwachsener? Ich habe es auch schon wie unsere Tochter probiert, mich stundenlang vor dem Fernseher gewälzt, Blödsinn geschaut und dabei parallel meine Social-Media-Kanäle gecheckt. Dies ist aber mit meinem sinngeprägten Denksystem schwer zu vereinbaren und stresst mich mehr als es entspannt.

Dafür chille ich auf andere Arten:

Ein Spaziergang – am besten mit Hund – durch einen Wald ist für mich Entspannung pur. Unsere Hundedame macht sich dabei nur Gedanken über die aktuellen Gerüche und Eindrücke, die Sorgen von gestern und die Pläne für morgen interessieren sie nicht. Also konzentriere ich mich auch darauf, den Waldboden unter meinen Füßen und den Wind auf meiner Haut zu spüren.

Großartig gelingt es mir auch beim Ausdauersport. Die erste Stunde beim Laufen wird von mir genutzt, um akute Probleme zu lösen. Oft beginnt ab der zweiten Stunde der „Flow“. Ich laufe dann, maschinengleich, und denke oft über Kilometer kaum nach. Ich setze nur den einen Fuß vor den anderen. Ohne Sorgen, ohne Ängste und ohne Problem.

Für die ganz Mutigen empfehle ich das Meditieren. Dafür muss man sich nicht gleich in orange kleiden und buddhistischer Mönch werden. Obwohl Mönche wie der Franzose Matthieu Ricard wissenschaftlich bewiesen zu den glücklichsten Menschen der Welt gehören. Es reichen Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen, durch die sich der Geist beruhigt und sammelt.

Die Meditation kann passiv oder aktiv ausgeführt werden.  Man kann zum Beispiel mal ein Essen komplett genießen und immer, wenn andere Gedanken kommen, sich wieder auf den Geruch und den Geschmack konzentrieren. Oder beim Gehen bewusst ein- und auszuatmen ist eine spannende Übung. Beginnend mit zehn Atemzügen kann man sich ständig steigern. Und es ist schon eine Herausforderung, lediglich eine Minute nur auf die Atmung zu achten und andere Gedanken zwar zuzulassen, aber nicht durchzukauen.

Und wenn man sich an die passive Meditation heranwagen möchte empfehle ich eine geführte Meditation mit einem Trainer oder einer App wie „7Minds“. Nach nur sieben Minuten hat man seine geistige Festplatte schon ein gutes Stück entrümpelt. Ich bin dann stets für einige Stunden unantastbar und lasse mich nicht aus der Ruhe bringen.

Das ist dann für mich Chillen für Erwachsene.

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