Warum verzichten wir bei Corona auf BIG DATA?

corona

In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit der neuen Arbeitswelt, zusammengefasst unter der begrifflichen Klammer „New Work“, beschäftigt.
Dabei geht es vorrangig darum, Lösungen für komplexe Probleme zu finden während die alte Arbeitswelt sich vorrangig mit komplizierten Problemen beschäftigt hat. Bei komplexen Problemen gibt es kein bestehendes Lösungswissen.

Wenn ein neues Produkt entwickelt wird, werden bei New Work alle Stakeholdergruppen von Anfang an mit eingebunden. Sobald ein allererster Prototyp entwickelt worden ist, testen möglichst viele potenzielle Kunden die Version, um in Zusammenarbeit das beste Produkt zu entwickeln. Dabei werden auch „Personas“ angelegt: Wie sieht der ideale Kunde aus? Es ist kein linearer Prozess, sondern ein Schlagen von Schneisen durch einen Dschungel.

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gibt es auch kein Rezept oder eine fertige Lösung.
Warum wird scheinbar die Option BIG DATA verschenkt, möglichst alles über die „Kunden“ des Virus, also die Infizierten, zu erfahren? Dabei meine ich nicht die Sammlung von Ortungsdaten, wie sie diskutiert werden. Wir könnten doch schon eine ANONYME Datenbank in Deutschland mit vielen wertvollen Informationen von über 100.000 Personen haben, um festzustellen, was die tatsächlichen Übertragungswege sind, wer wahrscheinlich einen schweren Verlauf inkl. Covid-19 haben wird und was helfen kann, die Erkrankung abzumildern.

Meiner Meinung nach müsste man Daten sammeln über

– Die Symptome im Verlauf
– Die sonstigen Medikamente, die von den Personen eingenommen werden
– Ihre Ernährungsgewohnheiten
– Ihre sportlichen Aktivitäten
– Die zu Zeiten der Kontaktsperre genutzten Ansteckungsmöglichkeiten (Baumärkte, Supermärkte, Arztbesuche, Wochenmärkte, Familie,…)
– Nutzung von Hausmitteln gegen die Symptome (warum wird nicht allen Infizierten empfohlen, mehrfach am Tag zu inhalieren?)
– Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln
– Wohnform
– Und natürlich das Alter, Gewicht, Vorerkrankungen
– Usw., weitere Vorschläge würden dann auch von den Infizierten kommen

Sehr wahrscheinlich wird man über die Auswertung solcher Daten Korrelationen und Cluster entdecken, die eine laufende Optimierung der Empfehlungen für Erkrankte ergeben. Leider ist dies in Deutschland aufgrund der Besitzstandswahrung des Wissens und die Berufung auf den Datenschutz wohl nicht möglich. Dadurch werden IMHO Menschenleben gefährdet. Leider scheint es nur einen Betrachtungswinkel auf das Problem zu geben. Eine ernsthafte Einbeziehung von Wissenschaftlern anderer Fachgebiete als der Virologie und der Infizierten würde mehr Optionen bieten, Wege aus dem Dschungel der Krise zu finden.

Nachdenkliche Grüße aus dem Home-Office
Stefan Janßen
Bauarbeiter bei der Baustelle Zukunft

14.04.2020

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